Rückblick
2009
Ein
Traum, ein Wunder und 7 Tugenden in Eiche
Neufassung des Artikels vom Oktober 2009; Stand 15.02.2010
Santiago de Compostela. Die meisten von uns kennen das Ziel des Jakobsweges. Seine Popularität, wie auch die des Pilgerns, nehmen in jüngster Zeit sprunghaft zu. Die einen laufen auf und die anderen wohnen an diesem Weg mit seinen Verzweigungen. Er zieht die Menschen in seinen Bann. Man bemerkt das kleine Zeichen der Muschel, größere wie die jüngst aufgestellte Stele der Demut am Löpitzer Dorfteich und große wie die Rittergutskirche mit Pilgerherberge in Kleinliebenau, die komplett eingerüstet, diese Entwicklung geradezu symbolisiert. Wir sehen Menschen auf diesem Weg und lernen einige kennen. (Horst Schöngraf berichtete in der Aprilausgabe.)
Der Unternehmensberater und leidenschaftliche Pilger Christoph Porsch aus Gelsenkirchen erfüllte sich einen Traum. Dort initiierte er die Figur des „Chrostus“, ein Christussymbol aus Eiche und Eisen (Chrostus).
Aus diesem Material bestehen auch sieben Stelen mit der stilisierten eisernen Jakobsmuschel und einer Inschrift, die von Gaby Frisch (Mitgestalterin von Chrostos) geschaffen wurden. Hier spannt sich der Bogen von Gelsenkirchen nach Kleinliebenau bis zur Merseburger Neumarktkirche. Der Pilger Porsch war von unserer Gegend, die er durchwandert hat und ihren Bewohnern derart angetan, dass er ihr etwas zurückgeben wollte: Sieben Stelen mit sieben Tugenden als „Denkfutter“ für den Weg.
Soweit der Traum. Das Wunder ereignete sich in Kleinliebenau. Die dortige, dem Verfall preisgegebene Rittergutskirche wurde vom Kultur- und Pilgerverein Kleinliebenau e.V. erworben und wieder zum Leben erweckt, baulich, kulturell und religiös. Zusätzlich hat der Verein eine Pilgerherberge eingerichtet. Am 26. September dieses Jahres wurden in einer ökumenischen Andacht durch den evangelischen Pfarrer Meißner und den katholischen Pfarrer Bohne die Kirche gesegnet und der Weg eingeweiht und gesegnet. In diesem ehrwürdigen Ambiente zwischen Verfall und Neubeginn, durch Bleiglasfenster einfallendem Sonnenlicht, in einer vollbesetzten Kirche der Musik der Capella Via Regia unter Leitung von Otto-Georg Moosdorf und dem Gesang von Sabine Laubach (Sopran) zu lauschen, die Worte zu hören, an den Ritualen teilzuhaben, das war für alle ein erhabenes, einprägsames Erlebnis.
Volker Schikowsky als Regionalbeauftragter des Ökumenischen Pilgerweges e.V. für den Raum Merseburg und Christoph Porsch umrissen Motive und Arbeitsumfang des Projektes. Die Pfarrer beider Konfessionen fanden nachhaltige Worte über die Tugend, ihre Variabilität und Entwicklung im Laufe der Geschichte, über ihren Nutzen für den Menschen bis zum Missbrauch durch totalitäre Regime. Ob dieser manchem antiquiert erscheinende Begriff nicht wieder Platz in unseren Wertvorstellungen finden sollte?
Die Teilnehmer der Andacht, unter denen sich auch echte Pilger befanden, hatten Zeit darüber zu befinden, während sie Klugheit, Mut, Geduld, Toleranz, Respekt, Demut und Liebe passierten, auf einem Weg, der auch vom Luppenauer Förderverein betreut wird. Der Tag klang aus in der Neumarktkirche, mit Worten von Esther Zeiher (Vorsitzende des Ökumenischen Pilgerweges e.V.) und Musik der Capella Via Regia zu der inzwischen auch Carolin Masur (Alt) gestoßen war.
Gaby Frisch, die Künstlerin der 7 Stelen war leider nicht zugegen. Ein Grußwort, wie in der ersten Fassung dieses Artikels geschrieben, hat sie nicht gesprochen. (Für diesen Fehler entschuldige ich mich.) Sie hat die hölzernen Anteile der Stelen ohne finanzielle Zuwendungen geschaffen und kann die öffentliche Rolle des Herrn Porsch nicht akzeptieren. Das wirft einen Schatten auf den Tugendweg. Unverändert bleiben die Arbeit und Liebe, die Gaby Frisch in nunmehr unsere Stelen investiert hat. Die Pilger werden die Inschriften lesen und nachdenken, was sie ja sollen. Keiner wird sich fragen, warum ausgerechnet der Ehrlichkeit keine Stele gewidmet wurde. (--> in Änderung)
Seit diesem Wochenende sind wir also Anrainer jenes Abschnittes des ökumenischen Pilgerweges, der Tugendweg heißt. Er beginnt an der wiederbelebten Kirche im sächsischen Kleinliebenau und endet an der Neumarktkirche, die in jüngster Zeit eine vergleichbare Rettung erlebt hat. Dazwischen, etwas abseits, finden wir ein Kleinod der Aue, die Kirche von Lössen. Als sie im Jahre 1985 erheblichen Schaden zu nehmen drohte, ergriffen Mitglieder der Gemeinde die Initiative, reparierten Dachstuhl und Dach. Damals bedurfte schon die Materialbeschaffung eines Wunders. Die Tat der Menschen verklärt sich erst in der Rückschau.
Im Bedarfsfall zu handeln, zu geben was man hat, seine Arbeitskraft oder eine Spende, ist typisch für viele Luppenauer und höchst tugendhaft, auch wenn sich hierfür keine Stele findet.Ich danke Herrn Pfr. Meißner für die moderne Definition des Wunders.
Ilja Bakkal
(Fotos: Ilja
Bakkal)
Mit freundlicher
Unterstützung von MCL GmbH
Office Technik
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Bilder finden Sie: hier
Spendenaufruf für die Kirche in Lössen
Liebe Bürger von Luppenau!
Jetzt haben Sie über Wunder gelesen und wir bleiben beim Thema.
Unsere Lössener Kirche ist vom Holzwurm befallen: Das Gebälk,
der Altar, die Epitaphien, das Gestühl.
Seit Jahren bemüht man sich um eine entsprechende Schädlingsbekämpfung.
Für das Ausgasen der Kirche werden 12000 € benötigt.
Plötzlich und unerwartet (Wunder) ist die Gemeinde Schkopau
in der Lage, Fördermittel in Höhe von 5000 € zu
bereitzustellen. Die Kirche als Eigentümer wird 4000 € beisteuern.
Es bleibt eine Differenz von 3000 €, die nur durch Spenden
der Mitglieder der Kirchengemeinde und der übrigen Einwohner
Luppenaus aufgebracht werden kann.
Liebe Leser, wenn sie jetzt glauben, ich hätte die Geschichte
von Chrostos, den Tugenden und der Kirchenrettung nur geschrieben,
um moralisch auf den Spendenaufruf einzustimmen, möchte ich
Sie nicht abhalten, allein es stimmt nicht. Die Entscheidung diesen
Aufruf zu starten erfolgte nach Redaktionsschluss und die Form
ist der Eile geschuldet.
Aber ich finde auch, es passt gut.
In der Überzeugung, dass es für uns Luppenauer, die Vereine
und Unternehmen Herzenssache ist, die Kirche und ihre Einrichtung vor erneutem
Schaden zu bewahren, bedanken sich im Voraus für Ihre Spende,
Herr Pfarrer Richter
und die Ortsbürgermeisterin E.UhlmannFür die Spende gibt es folgende Möglichkeiten:
Überweisung
Empfänger: Kreiskirchenamt Merseburg
Konto-Nr.: 1 550 105 027
BLZ: 35 060 190
Bank: KD-Bank
Verwendung: Kirche Luppenau
Barzahlung
Kirchenälteste Cornelia Vogel, Am Löpitzer Schloss 28
in Löpitz
Oder auch direkt in der Kirche anlässlich der Gottesdienste
zur Weihnachtszeit.
i.A. I.Bakkal
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