Die
Gesichter Luppenaus (Ein Bericht der Mitteldeutschen
Zeitung zur Foto-Ausstellung "Ein Jahr in Luppenau")
Ilja
Bakkal hat das Dorfleben mit der Kamera eingefangen – Ausstellung
im Schloss vom 19.10.2007 bis 04.11.2007)
Luppenau/MZ.
Sie zeigen Mühlen, Blütenfelder, Brücken , ein
Sägewerk und immer wieder maritime Landschaften mit Seen,
Teichen, dem Meer: Das ganze Treppenhaus in der Gotthardstraße
30 in Merseburg hängt voller großformatiger Fotografien.
Betritt man dann die Zahnarztpraxis von Ilja Bakkal im ersten
Stock, dann geht es so weiter, ergänzt von Landschaftspastellen
seiner Mutter und man spürt sofort: Hier ist einer, dem das
Fotografieren offenbar zum Bedürfnis geworden ist.
1999 kaufte
sich Ilja Bakkal seinen ersten „richtigen“ Fotoapparat,
mit einer 7,5 Kilogramm schweren Ausrüstung ohne Stativ.
Er wollte von einer kleinen Venedigreise schöne Schnappschüsse
mitbringen. Seither verfolgt ihn seine Passion und lässt
ihn nicht mehr los. Mit den Fotos veränderte sich nämlich
auch sein eigener Blick auf die Dinge. Bakkal nahm auf einmal
Dinge war, der er zuvor einfach übersehen hatte. Details
rückten in wahrsten Wortsinn in den Fokus.
Und er beschäftigte
sich mit der Theorie, kaufte sich Fachliteratur, las sich ein,
schaute Profiaufnahmen an. Bei den nächsten Reisen in den
Yellowstone National Park in den USA und nach den Kanaren kamen
schon kleine Ausstellungen heraus, die u.a. im Klinikum Merseburg
den Besuchern gut gefielen.
Nun hat sich
der gebürtige Berliner, der einen Zahnarztpraxis mit Labor
in Merseburg betreibt und mit seiner Familie in Luppenau wohnt,
auf ein besonderes Wagnis eingelassen. Ein ganzes Jahr lang begleitet
Ilja Bakkal, der wie seine Frau im Förderverein der Gemeinde
mitwirkt, die Luppenauer in ihrem Alltag. „Die Fotos waren
der Wunsch der Gemeinde“, sagte er bescheiden. Er sah sich
auf der Straßen und Plätzen um, um Gemeindeleben mit
seiner Canon festzuhalten. Ungewöhnliche Porträts von
Einwohnern entstanden, die sich an die oft präsente Kamera
eigentlich rasch gewöhnten.
Bakkal ging
hinaus in die Natur, beobachtete Pflanzen – Hagebutten mit
Eisfuß etwa, die ihm Wasser im Stiefel mit nachfolgenden
Schnupfen einbrachten -, Tiere, Sonnenauf- und –untergänge.
Er blickte über den Gartenzaun, fotografierte die Laubaktion
im Herbst, die Übergabe zweier Löschfahrzeuge und die
Rentnerweihnachtsfeier. Er war beim Kinder- und Strandfest dabei,
bei der 80er-Jahre-Party, Fasching, Ostern: Es gab praktisch kein
Ereignis an dem Ilja Bakkal nicht auf den Auslöser drückte,
die eigentlichen Akteure seien aber die Bürger, sagt er.
Insgesamt
rund 90 Bilder, Poster und großformatige Aufnahmen die meisten
40 mal 60 Zentimeter groß, sind entstanden, einmalige Momentaufnahmen
aus dem prallen Leben wie der Stille. Bakkal hat sie selbst gerahmt
und auch noch jedes einzeln e mit entsprechenden Lampen versehen.
Sie sollen nun ab dem heutigen Freitag, 19 Uhr, im Löpitzer
Schloss gezeigt werden. Der Ortschaftsrat habe auch Sekt versprochen,
sagte Bakkal. Der sich im übrigen, bei allen Luppenauern
herzlich für ihre Mitarbeit, Geduld und Ausdauer bedanken
möchte.
Mitteldeutsche
Zeitung vom 19.11.2007
Hans-Erdmann Gringer
Redakteur
(MZ-Foto: Thomas Meinicke)
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